Es war ein Laborunfall: wie Geheimdiensterkenntnisse die molekularen Beweise zum Ursprung von SARS-CoV-2 bestätigen
...und Emails und Chats belegen, dass viele Virologen einen Unfall für sehr wahrscheinlich hielten, und trotzdem das Gegenteil publizierten
Ich bin promovierter Molekularmediziner und arbeite seit über 10 Jahren im Bereich Immunologie und Bioengineering. Ich habe keine Interessenkonflikte, keine Beziehungen zu im Bereich Gain of Function Forschung arbeitenden Wissenschaftlern, und keine Vergütungen für meine Nachforschungen zum Ursprung von SARS-CoV-2 erhalten. Dieser Bericht spiegelt meine private Einschätzung zur Entstehung von SARS-CoV-2 wider, nicht die meines Arbeitgebers, und soll auch für interessierte Laien verständlich sein. Der Fokus liegt auf jüngeren Erkenntnissen, Details und wissenschaftliche Erklärungen sind in meinem verlinkten Preprint und Vortrag sowie meinem Blog zu finden.
1. Laut US-Medium Public zählen drei Forscher des Wuhan Institute of Virology (WIV) zu den ersten Covid-19-Patienten – wer sind diese Forscher?
Seit Anfang 2021 war bekannt, dass drei Mitarbeiter des Wuhan Institute of Virology (WIV) Ende 2019 mit COVID-ähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Aber da November auch Grippesaison ist, und das WIV bei ca 300 Mitarbeitern sicherlich auch Angehörige vulnerabler Bevölkerungsgruppen beschäftigt, konnte zumindest ich die Relevanz dieser Information nicht wirklich einordnen.
Das WIV war neben der Nähe zum Ausbruchsort so früh in den Fokus gerückt, weil eine dortige Arbeitsgruppe unter Leitung von Shi Zhengli hunderte Proben von Fledermaus-Coronaviren aus Südchina oder Südostasien nach Wuhan gebracht hatte, und schonmal an Arbeiten beteiligt gewesen war, bei denen eine Furinschnittstelle in ein Coronavirus eingebaut wurde.
Die SARS-CoV-2 am nächsten verwandten Viren stammen aus genau jenen ca. 1500 km entfernten südchinesischen Provinzen (RaTG13 aus Yunnan) oder Südostasien (Banal-20-52 aus Laos). Furinschnittstellen an dieser Stelle machen diese Viren wesentlich gefährlicher und erleichtern das Infizieren anderer Spezies. SARS-CoV-2 ist das einzige von hunderten Viren dieser Familie mit einer Furinschnittstelle, die zudem identisch ist zu einer menschlichen. Es war außerdem von Anfang an extrem an den menschlichen Rezeptor (ACE2) angepasst und konnte über einen weiteren Rezeptor (DC-SIGN) auch Immunzellen infizieren.
Und dann tauchte ein Forschungsantrag von 2018 auf (DEFUSE), in dem im Labor von Shi Zhengli in Wuhan Experimente mit synthetischen Fledermaus-Coronaviren durchgeführt werden sollten. Ziele: der Einbau von menschlichen Furinschnittstellen, von hocheffizienten Bindedomänen für menschliches ACE2 und einer Glykoslierungsstellen, an der sich Zuckerketten am Stachelprotein bilden können, die eine Infektion über DC-SIGN ermöglichen.
Vereinfacht ausgedrückt: eine Bauanleitung um aus harmlosen Fledermausviren ein an Menschen angepasstes pandemisches Virus zu generieren. Und eine exakte Bauanleitung für SARS-CoV-2. Antragsteller war eine US-Organisation namens EcoHealth Alliance, die das Geld and verschiedene Labore auch in USA und Singapur weiterleiten wollte. Der Antrag wurde von der DARPA nicht gefördert, ähnliche von der NIH allerdings schon.
US Virologen und Virologen aus Wuhan planten im DEFUSE Forschungsantrag von 2018, gefährliche menschliche Furinschnittstellen (FCS) in SARS-verwandte Fledermaus-Coronaviren einzufügen, die an ACE2 und DC-SIGN Rezeptoren binden. Mit solchen Viren wurde in Wuhan auch auf Sicherheitslevel 2 gearbeitet, bei dem nicht mal Masken zwingend vorgeschrieben sind. SARS-CoV-2, welches 1 Jahr später in Wuhan auftauchte, bindet an ACE2 und DC-SIGN Rezeptoren, und ist das einzige SARS-verwandte Fledermaus-Coronavirus mit Furinschnittstelle. Deren Sequenz RRARSVAS entspricht genau der einer menschlichen Furinschnittstelle.
Mehr Hintergründe hierzu, sowie weitere Referenzen habe ich in einem wissenschaftlichen Vortrag zusammengefasst, den ich etwas verkürzt auf zwei wissenschaftlichen Konferenzen gehalten habe, und der auch online verfügbar ist.
Laut dem Artikel in Public, der auf Aussagen mehrerer US-Regierungsmitarbeiter beruht und inzwischen vom Wall Street Journal bestätigt wurde, handelt es sich bei den ersten COVID Patienten nun um relativ junge Wissenschaftler mit direktem Bezug zu dieser Forschung.
Yan Zhu war eine erfahrene Wissenschaftlerin aus der Arbeitsgruppe von Shi Zhengli, die schon 2013 an Publikationen über ACE2 nutzende Coronaviren beteiligt war. Sie war unter anderem an EcoHealth Alliance Projekten beteiligt, die Fledermaus-Coronaviren in Laos sammelten. Das SARS-CoV-2 am nächsten verwandte Virus (Banal-20-52) wurde in Laos gefunden.
Links: Yan Zhu und Shi Zhengli veröffentlichten schon 2013 Fachartikel zu ACE2 nutzenden Fledermaus-Coronaviren.
Rechts: Yan Zhu wird im Jahresbericht 2015 von Ecohealth Alliance erwähnt, in dem unter anderem in Laos Fledermaus-Coronaviren in Laos gesammelt wurden.
Unten links: Ecohealth Alliance bestreitet öffentlich, in Laos Viren gesammelt zu haben…
Yu Ping war Masterstudent in der Arbeitesgruppe von Shi Zhengli, und hatte für seine Masterarbeit SARS-CoV-2 ähnliche Viren in Südchina gesammelt. Eines davon, Ra4991 oder RaTG13, war lange das SARS-CoV-2 ähnlichste bekannte Virus! Von anderen hier gesammelten Viren werden die Genomsequenzen immer noch unter Verschluss gehalten.
Masterarbeit in von Yu Ping, in der Ra4991, auch bekannt als RaTG13, beschrieben wurde. Teile des Stachelproteins von RaTG13 sind quasi identisch zu SARS-CoV-2.
Ben Hu ist Projektleiter mit einigen Veröffentlichungen zu künstlichen chimären Coronaviren und Experimenten mit humanisierten Mäusen mit menschlichen Rezeptoren. Ben Hu war außerdem an DEFUSE beteiligt und Erstautor einer Publikation, in der mittels zweier DNA-Genscheren (Restriktionsenzyme) verschiedene Stachelproteine in ein synthetisches Virus eingesetzt wurden.
Publikation von Ben Hu, in der exakt die zwei Enzyme zur Manipulation von Coronaviren verwendet wurden, deren Muster im Genom von SARS-CoV-2 auf einen synthetischen Zusammenbau hinweist. Rechts unten: Ausschnitt aus dem Organigramm des DEFUSE Antrags.
Ben Hu hatte außerdem sehr wahrscheinlich umfangreiche Forschungsmittel direkt aus den USA erhalten:
Die laut Artikel drei ersten COVID Patienten sind also ausgerechnet alle Wissenschaftler aus genau der am meisten unter Verdacht stehenden Arbeitsgruppe. Alle mit direkter Verbindung zu extrem nah verwandten Viren oder Projekten mit synthetischen Viren.
2. „The Times“ berichtet über am WIV eingebaute Furinschnittstellen und die Generierung vieler Virusvarianten. Was bedeutet das?
Laut Recherchen von „The Times“ wurden in Wuhan neun verschiedene SARS-CoV-2 Varianten generiert, manche davon mit Furinschnittstellen.
Der Bericht beruht auf Aussagen von Geheimdienstmitarbeitern und ist natürlich höchst brisant. Die Relevanz und Einzigartigkeit dieser Furinschnittstelle wurde ja schon bespochen. Aber auch die Information zu den Varianten ist von großem Interesse, da Sie wichtige in unserem Preprint zum künstlichen Ursprung getätigte Aussagen bestätigt und ohnehin schon schwache Gegenargumente von Virologen komplett entkräftigt.
Wir hatten im Preprint zum einen beschrieben, dass 2 Erkennungsstellen für DNA-Schneideenzyme (Restriktionsenzyme), die ideal für einen Zusammenbau synthetischer Viren sind, in SARS-CoV-2 in einem für synthetische Viren typischen Muster auftauchen. Ben Hu war der Erstautor einer Publikation, also derjenige der am meisten praktisch beitrug, in der exakt diese zwei DNA- Restriktionsenzyme am WIV verwendet worden waren, um verschiedene Stachelproteine in ein synthetische chimäre Coronaviren einzusetzen.
Zum anderen wird klar was aufgrund des DEFUSE Antrags (hier öffentlich diskutiert) sowieso schon zu vermuten war: am WIV wurden wie schon zuvor weiter viele Varianten synthetischer Viren generiert.
Ein typisches Strohmannargument, aufgrund dessen unser Preprint als fehlerhaft bezeichnet wurde, war, dass man mit den genannten Enzymen Viren auch so hätte zusammenbauen können, dass die Schnittstellen nachher nicht mehr zu finden sind. Virologen sprechen hier von der von Ralph Baric (ebenfalls an DEFUSE beteiligt) entwickelten No See’m Technologie, Biotechnologen von Golden Gate Klonierung.
Der entscheidende Punkt ist, dass es technisch keinen Sinn macht, die Schnittstellen verschwinden lassen, wenn wenn man ein Virus will, in das man wie am WIV geplant später verschiedene Furinschnittstellen oder Rezeptorbindedomainen einbauen kann. Erfahrene Biotechnologen wie Prof. Kamoun bestätigen dies, vielen Virologen fehlt hier sicher die Erfahrung, eine wissenschaftliche Diskussion wird aber meist auch einfach nicht zugelassen.
Wesentlich einfacher ist es, einmal ein komplettes Virusgenom auf DNA-Ebene zusammensetzen, zu überprüfen, und dann nur noch den kleinen zu verändernden Teil mit einem separaten Restriktionsenzym austauschen. Und genau dafür braucht man natürlich die Erkennungssequenzen dieses Restriktionsenzyms im Genom.
Also anstatt darauf einzugehen, wie der Fingerabdruck eines Verdächtigen auf das Lenkrad eines Unfallautos gelangen konnte, haben viele Virologen einfach nur erklärt, dass der Unfallverursacher auch Handschuhe hätte tragen können. Und Fingerabdrücke deher irrelevant seien.
3. Wie können diese geheimdienstlichen Hinweise auf einen Laborursprung bewertet werden?
Ich bewerte Indizien immer erstmal einzeln, auch bezüglich Belastbarkeit, und dann im Kontext mit der anderen Evidenz. Da ich viel Erfahrung mit molekularbiologischen Methoden habe und die molekularen Indizien kenne, war für mich auch schon vorher klar, dass es sich um eine synthetische Kopie eines natürlichen Virus handelt. Ich versuche dennoch, dies erstmal auszublenden.
Die Bewertung der neuen Indizien hängt vor allem von den genauen medizinischen Diagnosen der drei Virologen und der Glaubwürdigkeit der Quellen ab. Ich sehe hier aber nicht, warum US-Geheimdienste falsche Hinweise streuen sollten, die die an der Finanzierung dieser Experimente beteiligten US-Behörden NIH und NIAID so stark belasten.
Bei hunderten SARS-verwandten Fledermaus-Coronaviren war vor SARS-CoV-2 nie eines mit einer Furinschnittstelle im Stachelprotein gefunden wurde. Laut den Berichten wurden 2019 in Wuhan Furinschnittstellen in SARS-verwandte Fledermaus-Coronaviren eingebaut. Man kann natürlich mental immer alternative Erklärungen konstruieren, aber hier sprechen Zeit, Ort und diese sehr außergewöhnliche Veränderung klar für einen Laborunfall. Das sind sowohl unabhängige als auch sehr eindeutige Indizien.
Dann leben in China 1,4 Milliarden Menschen, zig Millionen davon wesentlich näher an Fledermauspopulationen in denen SARS-CoV-2 nahe verwandte Viren zu finden sind. Wohl weniger als 100 davon arbeiten in Laboren, die synthetische Fledermaus-Coronaviren herstellen. Wenn wie laut Bericht jetzt alle drei ersten COVID-Patienten aus genau dem Labor kommen, in dem Furinschnittstellen in diese Viren eingebaut wurden, ist das nüchtern betrachtet auch nur durch einen Laborunfall zu erklären. Die Geheimdienstinformationen allein beweisen also eigentlich einen Laborurspung, falls sie nicht aus irgendeinem unersichtlichen Grund gefälscht sein sollten. Aber das sind ja bei weitem nicht alle Indizien. Es gibt mindestens drei ebenso klare molekulare Hinweise auf einen Laborunfall.
4. Zahlreiche unabhängige, eindeutige Indizien sprechen für einen Laborursprung von SARS-CoV-2
Wir können ganz streng betrachtet nicht mal absolut beweisen, dass die Erde keine Scheibe ist, da wir ja in einer Matrix-ähnlichen Simulation leben könnten. Da solche rein hypothetischen Überlegungen uns aber nicht weiterbringen, werden in der Wissenschaft und vor Gericht so lange Indizien gesammelt, bis ein Ergebnis über jeden vernünftigen Zweifel hinaus bewiesen ist.
Für einen Laborunfall sprechen eine lange Reihe unabhängiger und klarer Indizien. Zu nennen sind ein genau zum DEFUSE Antrag passender Zeit und Ort des Ausbruchs, gelöschte Datenbanken, geheim gehaltene Virusgenome, interne chinesische Parteikommunikationen, Augenzeugenberichte z.B. vom ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden von EcoHealth Alliance, sowie Versuchsbeschreibungen in Forschungsanträgen. Das allein zeichnet ein sehr eindeutiges Bild.
Hinzu kommen die etwas schwieriger nachvollziehbaren molekularen Indizien, z.B. dass SARS-CoV-2 wie im DEFUSE Antrag beschrieben nicht irgendeine, sondern eine humanidentische Furinschnittstelle hat und an genau die beiden im Antrag erwähnten humanen Rezeptoren ACE2 und DC-SIGN bindet. Oder dass das bislang älteste bekannte SARS-CoV-2 Genom, ein direkter Vorfahre aller Linien im Menschen, in einer Probe gefunden wurde, die DNA genau der Zelllinie enthielt, die immer für die Herstellung synthetischer Viren genutzt wird. Was, auch wenn z.B. Prof. Weber das Gegenteil behauptet, natürlich ein sehr starker Hinweis auf einen Laborursprung ist, da diese Vero Zelllinie zur Herstellung nahezu aller synthetischer Viren verwendet wird.
Diese entsprechende Sequenzierung wurde in genau dem Unternehmen (Sangon Biotech) durchgeführt, welches dafür im DEFUSE Antrag vorgesehen war.
Im DEFUSE Antrag ist außerdem erwähnt, dass im Vorfeld untersucht werden sollte, ob Stachelproteine an humanes ACE2 binden. Genau für solche Versuche benötigte Genkonstrukte mit, abgesehen von der Furinschnittstelle, einem 100% SARS-CoV-2 identischen Stachelprotein wurden jetzt in vier 2019 genommenen Patientenproben gefunden. Dabei war 2019 angeblich noch nicht einmal die Sequenz des Stachelproteins bekannt (Referenzen und weitere Details in meinem Vortrag).
Und bislang konnte auch noch kein Virologe die Kernaussage unseres Preprints, die enorme Konzentration von stillen Mutationen in den Erkennungssequenzen der von Ben Hu und Shi Zhengli verwendeten Restriktionsenzyme, erklären.
Der signifikanteste Hinweis auf Manipulation im Genom von SARS-CoV-2 aus unserer Vorveröffentlichung. Die Chance, dass rein zufällig 12 statt der erwarteten 1-2 Mutationen in kleinen Erkennungssequenzen von Enzymen auftauchen, die von Ben Hu und Kollegen am WIV zum Zusammenbau synthetischer Viren verwendet wurden, ist kleiner als eins zu einer Million.
5. Indizien für einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 nicht belastbar
Oft werden zwei Veröffentlichungen in Science zitiert, die den Markt als Epizentrum der Pandemie beschreiben. Wie viel bezüglich dieser frühen Proben vertuscht wurde ist hier dokumentiert. Außerdem erhalten diese Publikationen eine lange Liste von falschen Annahmen (hier diskutiert).
Dann wurde kürzlich über eine Genprobe vom Stand des Tiermarkts berichtet, in der Marderhund-DNA und SARS-CoV-2 RNA gefunden wurde. Die Süddeutsche Zeitung titelte „Gen-Daten deuten darauf hin, dass Sars-CoV-2 von Tieren auf Menschen gewechselt haben könnte“. Das angeblich besondere war, dass in dieser Probe laut Darstellung beteiligter Virologen kein menschliches Genmaterial war. Ich hatte dann einen längeren Mailaustausch mit dem Reporter, weil mich die Rohdaten interessiert hatten. Es stellte sich heraus, dass der SZ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keinerlei wirkliche Daten vorlagen, noch nicht mal der Entwurf einer Vorveröffentlichung. Die Überschrift war einfach ausgedacht. Ich wies den Reporter dann darauf hin, dass ein Grund dafür, dass man keine menschliche DNA in der Probe fand, wahrscheinlich sei, dass die chinesischen Wissenschaftler, die diese Proben gesammelt hatten, laut ihrem Methodenteil menschliche DNA entfernt hatten. Darauf, dass eine spätere, systematische Datenanalyse ergab, dass doch menschliches Genmaterial, ggf. RNA, in der Probe war. Dass immer noch unklar ist, ob sich Marderhunde überhaupt mit dem Ursprungsvirus infizieren können, da bei der einzigen Studie hierzu Tiere schwer zu infizieren waren, obwohl eine spätere, fittere Variante des Virus eingesetzt worden war. Und dass das Genmaterial vom Marderhund negativ mit SARS-CoV-2 RNA korrelierte, was sehr stark gegen Marderhunde als Quelle spricht. Ab dem Zeitpunkt erhielt ich dann einfach keine Antworten mehr auf meine Emails, der irreführende Artikel steht nach wie vor online. Ein Reporter, der einen ähnlich irreführenden Artikel in der „Zeit“ brachte, blockierte mich einfach, nachdem ich ihm solche Hinweise auf Fehler über Twitter schickte…
6. Die (un)wissenschaftliche Debatte zum Ursprung
Quasi hautnah habe ich am Beispiel unseres Preprints „Endonuclease fingerprint indicates a synthetic origin of SARS-CoV-2” mitbekommen, wie verzerrend, unwissenschaftlich und politisch auch Wissenschaftler in dieser Diskussion aufgetreten sind. Objektive Bewertung und ergebnisoffene Diskussion von Fakten? Leider meist gab es nur nicht belegte Behauptungen und Strohmannargumente.
Vorweg: Das Manuskript befindet sich immer noch im Begutachtungsverfahren, wobei hier einer meiner Mitautoren die Federführung übernommen hat. Einige Journale haben sich geweigert, einen Begutachtungsprozess (Review) zuzulassen. Und nachdem nun endlich eine Zusage eines Journals vorliegt können wohl keine Reviewer gefunden werden können... Es fühlt sich ein bisschen so an als müsste man Vatican News dazu bringen, einen genetischen Hinweis auf die väterliche Abstammungslinie von Jesus zu publizieren ;-) .
Zu den Kritikpunkten: das Design solcher komplexer DNA Strukturen ist immer stark vom Einsatzzweck abhängig, und diesen hatten wir zwar in Abbildung 1 bildlich dargestellt, aber vielleicht nicht klar genug erklärt. Insbesondere dass am WIV verschiedene Varianten von Viren getestet werden sollten und mit welchen Enzymen Ben Hu und Kollegen ähnliche Arbeiten zuvor umgesetzt hatten, hätten wir wohl weiter ausführen müssen. Im Oktober war jedoch noch unklar, ob die im Antrag beschriebenen Arbeiten am WIV wirklich durchgeführt wurden. Ein anderes Labor hätte sich diese Methoden aus der Ben Hu Publikation abschauen können. Wir wollten nicht einzelne Wissenschaftler ggf. zu Unrecht so direkt unter Verdacht stellen.
Dennoch ist unser Preprint klar als zum Schwerpunkt Bioengineering gehörend gekennzeichnet. Es geht um komplexe Klonierungsstrategien für einen effizienten Zusammenbau eines nachher noch modifizierbaren DNA-Konstrukts, um Vor- und Nachteile einzelner Typ IIs Restriktionsenzyme. Wieso so oft nur Virologen um Kommentare zu dieser Arbeit gebeten wurden, ist für mich unklar, vielen fehlten bei diesen Themen offensichtlich wichtige Grundkenntnisse.
In einer Stellungnahme wurde z.B. gesagt, dass ähnliche Muster von Restriktionsschnittstellen auch in vielen nahe verwandten Viren zu finden sind. Uns wurde hier ein Beispiel geschickt, in dem aber Restriktionsenzyme betrachtet wurden, die technisch hier gar nicht eingesetzt werden können. Sie produzieren nämlich immer die gleichen „DNA-Klebestellen“ (sticky ends). Die produzierten Bausteine eines viralen Genoms würden sich daher niemals in der richtigen Reihenfolge anordnen, was wir sofort anmerkten. Dass für die gezielte Klonierung von DNA unterschiedliche Klebestellen verwendet werden, ist eigentlich Abiturwissen. Uns wurde aber einfach nur mitgeteilt, dass das Verfahren abgeschlossen sei, man nicht auf Rückfragen antworten werde und auch keine Beispiele für die Behauptung nennen werde. Es geht hier nicht darum, dass ein solches Muster nie auftauchen kann. Eines, dass zumindest einen Zusammenbau ohne spätere Manipulation ermöglicht, ist bei etwa 1% der Viren erwartbar. Aber bei allen SARS-CoV-2 Verwandten fehlt es eben, und taucht nur bei SARS-CoV-2 auf. Die mit am nächsten verwandten Viren, die nicht von ausschließlich chinesischen Wissenschaftlern gesammelt und leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Viren wurden als Banal-20 Viren bezeichnet, zB Banal-20-52. Wenn ich einen Nachweis über ein solchen Klebestellenmusters mit ein oder zwei technisch für so etwas verwendeten hocheffizienten Golden Gate Enzymen bei Banal-20 Viren nachgewiesen wird, spende ich 1000€ an Post Covid Opfer. Wenn sich damit auch Furinschnittstellen noch austauschen lässt, lege ich nochmal 1000€ drauf.
Außerdem wurde in der gleichen Stellungnahme behauptet, dass die zum Einbau der Schnittstellen verwendeten stillen Mutationen wieder hätten verschwinden müssen, bei Omikron aber noch zu finden sind. Diese Erkennungssequenzen sind in diesem Fall aber bei anderen Viren identisch und betreffen nur die RNA, nicht die Proteinsequenz, es sollte daher kein Selektionsdruck vorliegen. Hier ist es also einfach Zufall, ob diese Sequenzen oder andere Bereiche mutieren. Ein anderer Virologe argumentierte dann auch genau gegensätzlich, nämlich dass diese Schnittstellen in einigen anderen Varianten später mutierten, weshalb sich, warum auch immer, aus dem Muster im ersten, wahrscheinlich ziemlich bald nach einem Laborunfall sequenzierten Genom keine Rückschlüsse ziehen lassen sollten. Im letzteren Artikel wurden dann auch einige andere Genome mit einem mit synthetischem Zusammenbau kompatiblen Muster beschrieben. Diese waren wie von uns erwartet extrem selten, keines dieser Viren war mit SARS-CoV-2 verwandt, und bei keinem einzigen von knapp 2700 wäre ein leichter Einbau von Furinschnittstellen mit diesen Enzymen möglich gewesen.
Ein anderes Beispiel ist ein MDR-Interview mit Prof. Alexander Kekulé. Da fielen in Bezug auf die untersuchten Restriktionsenzyme Aussagen, die implizieren, dass diese Enzyme in menschlichen Zellen vorkommen, RNA schneiden, oder selbst in viralen Genomen vorkommen. Für Laien klingt das sehr wissenschaftlich und plausibel, aber schon Abiturienten mit Leistungskurs Biologie würden bei solchen Aussagen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Auch die inhaltlichen Aussagen zum Preprint waren grob falsch, es ging in diesem um Art und Verteilung von Restriktionsschnittstellen und Frequenz stiller Mutationen, und nicht darum, dass es eher wenige Schnittstellen sind. Ich war erstaunt, wie schnell solche Artikel im Kollegenkreis oder bei Projektpartnern die Runde machen und eine enorme rufschädigende Wirkung entfalten können. Da es hier ja um Ursachenforschung in Bezug auf eine Pandemie geht, die zum Tod von 20 Millionen Menschen geführt hat, und darum, einen weiteren solchen Unfall zu verhindern, hätte ich es für angebracht gehalten, wenn der verantwortliche Reporter auch mal 5 Minuten journalistisch aktiv würde, um wenigstens die Korrektheit dieser einfachsten Aussagen mal bei Wikipedia zu überprüfen, statt sich nur der langen Liste an Beleidigungen anzuschließen.
Interessant war eine Rekombinationsanalyse, die betrachtet hat, ob die Bereiche, die Schnittstellen in verwandten Viren flankieren, auch ähnlich sind. Teilweise ist dies der Fall. Gleichzeitig zeigte sich aber, dass das andere gleichzeitig mit SARS-CoV-2 vom WIV publizierte Genom, RaTG13, hier extrem auffällig ist. Dadurch bemerkten wir, dass hier auch eine alternative Erklärung für die extreme Häufung stiller Mutationen in Ben Hu’s Restriktionsenzym-Erkennungssequenzen denkbar war, und zwar dass jemand genau hier am PC einfach das Genom des nur am WIV existierenden RaTG13 Virus verändert hat, um eine Ähnlichkeit zu SARS-CoV-2 in genau diesen Bereichen zu vertuschen. Beide Erklärungen führen jedoch bezüglich gezielter Manipulation dieser Schnittstellen und Ursprungslabor zum gleichen Ergebnis. Da das WIV die Genomsequenzen von laut DEFUSE mindestens 180 sequenzierten Fledermaus-Coronaviren immer noch unter Verschluss hält, sind genaue Schlussfolgerungen hier schwierig.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sehr viel Kritik gab, aber kaum ein Kritikpunkt wissenschaftlich belegt wurde. Der am besten gesicherte (signifikanteste) Hinweis auf Manipulation (viele Mutationen in den von Ben Hu und Shi Zhengli verwendeten Schnittstellen), ohne den wir den Artikel nie so geschrieben hätten, wurde von all diesen Kritikern einfach ignoriert…
Diese Desinformation hat sich bis in die höchsten Kreise durchgezogen, zum Beispiel in den ExpertInnenrat der Bundesregierung mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der Vorsitzenden des Ethikrates, Prof. Buyx.
Alle Virologen, die ich darauf angesprochen habe, haben sich geweigert, das Thema Ursprung von SARS-CoV-2 öffentlich zu diskutieren. Da höre ich dann meistens, dass es leider doch nicht wirklich das eigene Fachgebiet, nicht wirklich genau das eigene Virus sei… Ich bin für Diskussionen immer offen, ebenso für wirklich belegte Gegenargumente zu unserer Vorveröffentlichung.
7. Bittere Schlussfolgerung: ein Laborunfall kann als bewiesen angesehen werden
Die Beweislage für einen Laborunfall war schon lange vor den jüngsten Erkenntnissen erdrückend:
Übersicht über die in meinem Vortrag diskutierten Indizien, die einen Laborursprung von SARS-CoV-2 meiner Meinung nach beweisen.
Kürzlich verfasste Prof. Michael Weissman eine statistische Analyse hierzu, die viele dieser Hinweise nicht berücksichtigte und dennoch mit sehr sehr vorsichtigen Annahmen schon zum Schluss kam dass ein Laborunfall 130-fach wahrscheinlicher ist als ein natürlicher Ursprung:
Da diese neueren Erkenntnisse aber leichter nachvollziehbar sind und jeder jetzt lesen kann, dass Virologen Journalisten bewusst in getäuscht haben, habe ich eine gewisse Hoffnung, dass endlich wie in den USA oder Australien auch in Deutschland oder der EU wirklich investigative Journalisten auf dieses Thema aufmerksam werden. Und vor allem dass endlich eine politische Aufarbeitung erfolgt.
Viel Aufwand wäre es nicht, eine kleine, unabhängige Untersuchungskommission auf diese Frage anzusetzen. Diese könnte mit einfachen Gesetzesänderungen zumindest in Deutschland bzw. der EU verhindern, dass bald schon wieder ein kleiner Unfall 20 Millionen Tode verursacht. Es deutet aber zur Zeit nichts darauf hin dass hier genug öffentlicher Druck entsteht.
8. Irreführende Fachartikel zum Ursprung von zahlreichen Virologen: Irrtum oder bewusste Täuschung?
Wir wissen heute aufgrund im Rahmen von Freedom of Information Act Prozessen veröffentlichten interner Chats und Emails, dass viele Virologen, die einen Laborursprung in Veröffentlichungen ausschlossen, einen solchen in Wahrheit als sehr wahrscheinlich ansahen. Im meistzitierten Artikel zum Laborursprung, dem meistzitierten Artikel des gesamten Jahres, „The proximal origin of SARS-CoV-2“ behaupteten fünf Professoren, SARS2 sei klar nicht manipuliert/aus dem Labor. Dabei wussten wohl alle fünf, dass das Gegenteil viel wahrscheinlicher war. Dies sind Ausschnitte aus ihren Chats (zusammengestellt von @RAEMKA1):
Der Hauptautor Kristian Andersen informierte auch Prof. Christian Drosten, dass er und seine Kollegen seit Wochen versuchen würden, einen Laborursprung zu widerlegen, es aber nicht könnten. Worauf dieser „Ok, I see“ antwortete. Und Tipps gab, was im Manuskript noch zu verbessern sei.
Eine Woche später publiziert Prof. Drosten im wichtigsten medizinischen Journal (The Lancet), dass er jegliche Verschwörungstheorien, die einen Laborursprung vermuten, aufs Schärfste verurteilt.
Prof. Wiesendanger zweifelte dies an, sagte öffentlich, dass es für eine solch krass einseitige Festlegung auf einen natürlichen Ursprung keinerlei wissenschaftliche Grundlage gäbe. Ihm wird gerichtlich verboten, dies nochmal zu äußern, er muss zehntausende Euro Prozesskosten tragen. In seiner eidesstattlichen Erklärung im Prozess gegen Prof. Wiesendanger schrieb Prof. Drosten, man hätte die These eines Laborursprungs im Telefonat am Tag zuvor "zerpflückt", dass er "proximal origin" vor Veröffentlichung nicht gekannt hätte, und an dieser nicht beteiligt gewesen sei… obwohl er ja sogar Tipps zu Referenzen gegeben hatte.
Zumindest Kristian Andersen hielt nach dem Telefonat einen Laborursprung immer noch für höchstwahrscheinlich. Ihm war wie jedem, der kurz recherchierte, wohl klar das Prof. Drosten aufgrund der eigenen gefährlichen Forschung viel zu große Interessenkonflikte hatte (too conflicted), um diese Frage objektiv zu beurteilen:
Laut Aussagen von Prof. Michael Farzan vor dem US-Kongress aufgrund der verdächtigen Furinschnittstelle, und aufgrund der Verteilung von Restriktionsschnittstellen im Genom.
Also wegen genau der gleichen beiden Hauptargumente für einen synthetischen Ursprung, die wir in unserem Preprint genannt haben. Welcher dann vom genau gleichen Prof. Kristian Andersen als „bullshit“ und „nonsense“ bezeichnet wurde, weil wir nicht bereit waren, über die Schlussfolgerungen zu lügen.
Natürlich war das ein gefundenes Fressen für die (auch deutsche) Presse, die diese Beleidigungen gerne verbreitete, anstatt zu versuchen, die Argumente nachzuvollziehen.
Aber warum publizierten diese Virologen, dass SARS-CoV-2 sicher nicht aus einem Labor kam oder manipuliert war?
Zum einen dachten sie, dass niemand einen Laborursprung beweisen könne, höchstens ein Whistleblower vom WIV.
Aus politischen Gründen sollte eine „shit show" vermieden werden.
Hier noch zum politischen Hintergrund: das NIH hatte unter Leitung von Anthony Fauci in der Regierungszeit von Präsident Trump ein Moratorium für gefährliche Gain of Function Forschung an Viren in den USA wieder aufgehoben.
Und auch direkt EcoHealth Alliance und das WIV finanziert.
Prof. Ralph Baric von der University of North Carolina (UNC), der Pionier für Herstellungsverfahren solcher synthetischer Viren, hatte wohl keinen genauen Überblick, welche synthetischen Viren am WIV seinen Methoden generiert wurden.
Er hatte 2007 ein Virus, das mit dem Typ IIs Enzym BsmBI hergestellt wurde, als “highly variable” bezeichnet. BsmBI ist eines der beiden Enzyme mit verdächtig vielen Mutationen in Erkennungssequenzen bei SARS-CoV-2.
Auch im DEFUSE Antrag war die Rede von “highly variable” SARS-verwandten Coronaviren.
Am 13.1.2020 schickte er als Vorbereitung für ein Telefonat zwischen NIH und EcoHealth Alliance eine Email mit dem Satz “looks like we found our highly variable SARS-like CoV” an Peter Daszak.
Das NIH und Anthony Fauci hatten also wahrscheinlich großes Interesse, die Aufmerksamkeit von der von Ihnen finanzierten Forschung abzulenken. Kristian Andersen dankte später Anthony Fauci für seine “Beratung und Führung” beim Schreiben von Proximal Origin.
Auch beachtenswert: Andersen schlägt vor, Publikationen auf BioRxiv sollten „gescreent“, also wahrscheinlich zensiert werden.
Kristian Andersen war hier als Gutachter für Virologie aktiv. Zahlreiche hoch relevante Publikationen zum Ursprung von SARS-CoV-2, die dem „alles natürlich“ narrativ widersprachen, wurden von bioRxiv abgelehnt.
Ansonsten sollte vor allem eine Diskussion über Laborsicherheit vermieden werden, wie z.B. Ron Fouchier schrieb, der in den Niederlanden Viren durch den Einbau von Furinschnittstellen tödlicher gemacht und wohl die wohl gefährlichsten Viren der Welt erschaffen hatte.
So weit ich weiß gab es im deutschsprachigen Raum nicht einen einzigen Virologen, der die Öffentlichkeit auf die Fehlerhaftigkeit dieser Welle von „ganz sicher ein natürliches Virus" -Publikationen hinwies. Wie viele haben offensichtliches Fehlverhalten, wie den Einsatz von Peter Daszak als Leiter der WHO-Untersuchungskommission zum Ursprung von SARS-CoV-2 öffentlich kritisiert?
Kürzlich wurde der Vergleich zu Ignaz Semmelweis gezogen, gegen dessen Vorschläge zum Händewaschen zwischen OPs sich viele namhafte Chirurgen gewehrt hatten. Wie objektiv bewerten Menschen Fakten, wenn diese implizieren, dass ihre Arbeitsmethoden so viele Menschenleben gekostet haben könnten?
Und wie lange wollen wir als Gesellschaft noch die klare Evidenz ignorieren, nur auf genau diese Experten hören, und weiter zusehen wie unter unsicheren Bedingungen (in den USA geschehen auf höchsten Sicherheitsstufen etwa zwei Unfälle pro Woche) Viren und andere Krankheitserregern noch gefährlicher gemacht werden?
7. Das Versagen bei Wissenschaft, Presse und Politik
Eine Untersuchung des Ursprungs zu fordern, hieß damals auch, sich mit einem gut vernetzten Kreis von Experten anzulegen. Diese Diskussion lief in unserem Falle sehr wenig kultiviert ab.
Meistens kamen die schärfsten Beleidigungen von denen mit den schlechtesten Argumenten.
Wissenschaftler sind oft direkt von großen Förderorganisationen abhängig und zu den größten gehören in den USA das NIAID, das NIH und in Großbritannien der Wellcome Trust. Deren Direktoren Anthony Fauci, Francis Collins und Jeremy Farrar hatten wohl großen Einfluss auf das Narrativ. Es scheint es wurde nicht nur auf Mitglieder der WHO Komission, sondern auch auf Autoren der irreführenden Publikationen Druck ausgeübt (Quellen 1 2)
Aber das Versagen der Wissenschaft reicht weiter zurück, und hier muss ich mich mit einschließen. Nur sehr wenige z.B. Prof. Richard Ebright, Prof. Simon Wain-Hobson, Edward Hammond, David Relman oder die Cambridge Working Group warnten schon vor 2019 vor den massiven Gefahren dieser Forschung.
Professor Robert Garry, einer der Hauptautoren von „Proximal Origin“, schrieb in internen Chats, dass „alle Journalisten in die Irre geführt werden können“.
Hier spielt der sogenannte „Einstellung Effect“ eine große Rolle: wir alle halten lieber an zuerst gehörten Erklärungen fest, auch wenn neue Evidenz diese widerlegen. Skurril ist hierbei, dass in wohl keinem anderen Skandal so gut belegt ist, dass auch die meisten Autoren der irreführenden Studien einen Laborunfall für wahrscheinlicher hielten. Da ist das U-Boot mit Milliardär an Bord einfach das leichtere Thema, für das ein paar Stunden Vorbereitung genügen. Dies hat ggf. auch viele Wissenschaftler abgeschreckt.
Im deutschsprachigen Raum war ein solches Totalversagen auch oder sogar besonders bei den großen Zeitungen wie Die Zeit, SZ oder im Tagesspiegel zu finden. Wissenschaftlich absolut unhaltbare und offensichtlich manipulative Berichte von Virologen mit massiven Interessenskonflikten zum Beispiel zu angeblich COVID infizierten Marderhunden wurden ohne jegliches Hinterfragen einfach abgedruckt.
Im krassen Kontrast hierzu ist zum Beispiel die kleine non-profit Organisation US Right to Know zu nennen, die immer wieder recherchiert hat, auch einige der unzähligen Experten mit gegenteiligen Meinungen hat zu Wort kommen lassen und Einsicht in interne Kommunikation eingeklagt hat.
Die WHO-Kommission hat der Wahrheitsfindung hier eher geschadet, da sie einen Laborursprung als höchst unwahrscheinlich darstellte, obwohl sie keinerlei Untersuchungen in den verdächtigten Laboren durchgeführt hat. Das ist auch wenig überraschend, wenn man weiß dass sie von Peter Daszak geleitet wurde, genau jenem Wissenschaftler, der als Hauptantragsteller federführend Furinschnittstellen in am WIV gesammelte Fledermaus-Coronaviren einbauen lassen wollte.
Ich habe persönlich auch viel probiert, um Politiker auf diese Gefahren aufmerksam zu machen. Ich habe nach vorheriger mündlicher ansprache durch Kollegen Emails an Bundestagsabgeordnete geschrieben, persönliche Anfragen an Mitglieder des für Katastrophenschutz zuständigen Innenausschusses über gute Bekannte gestellt, mich lange mit Bekannten im Gesundheitsamt, im Gesundheitsministerium, im Ministerium für Bildung und Forschung unterhalten, offene Briefe an zuständige EU Behörden mit vielen anderen Wissenschaftlern verfasst, und einen eigentlich engagierten Anwalt informiert. Nicht einer war bereit, aktiv zu werden. Tenor: nicht meine Abteilung. Oder gar keine Antwort.
Die Frage, ob der Ursprung von SARS-CoV-2 nochmal systematisch untersucht wird, hängt wohl davon ab, ob wir als Gesellschaft es schaffen, alte Denkmuster zu überwinden. Beim Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche war die Beweislage eigentlich auch 50, vielleicht jahrhunderte lang klar, bevor der Skandal wirklich aufgedeckt und aufgearbeitet wurde.
Die Hinweise wurden in dieser Zeit sowohl von Journalisten als auch von staatlichen Organisationen oft ignoriert. Priester galten als Respektsperson, als Inbegriff des Guten, und es war einfach auch bequemer, kleine Jungs als Lügner darzustellen, als sein eigenes Weltbild zu hinterfragen und sich mit einer großen Organisation anzulegen. Der jetzige Skandal zeigt, dass Virologen genau wie Priester, VW-Dieselingenieure oder NSA Mitarbeiter auf breiter Linie eigene Interessen und den Schutz des Rufes über die Interessen der Allgemeinheit, Integrität und Empathie gestellt haben. Es war für mich ein schwieriger Prozess, diese sehr bittere Wahrheit zu akzeptieren und das Grundvertrauen in einen Teil des wissenschaftlichen Systems aufzugeben. Der Fortbestand der Zivilisation, wie wir sie kennen, könnte davon abhängen, ob es uns als Gesellschaft gelingt, hier konsequent zu sein und diese extrem gefährliche Forschung endlich international adäquat zu regulieren.
8. Die Konsequenzen des systematischen Wegschauens bei möglichen Laborunfällen
Es kostet ca 10.000€ und dauert ca einen Monat um ein synthetisches Virus wie SARS-CoV-2 herzustellen. Die Folgen dieses Experiments waren katastrophal, es sind wohl über 20 Millionen Menschen gestorben, noch immer leiden viele unter Post-COVID. Ein solcher Unfall könnte jederzeit wieder passieren. Wahrscheinlich ist sogar 2021 schon wieder ein Laborunfall passiert, der Todesopfer zur Folge hatte. Es gibt klare Hinweise darauf, dass das Ebola-Virus hier in einem Labor eingefroren war. Auch wenn diese offensichtliche Erklärung im Artikel nicht erwähnt wird, gibt es offensichtliche Parallelen zu einem Laborunfall, bei dem 1977 ein Nachfahre des Virus entkam, dass die Spanische Grippe verursacht hatte. Wieder konnte mir keiner der Virologen, mit denen ich darüber gesprochen habe, eine natürliche Erklärung nennen. Und wieder habe ich nicht mitbekommen, dass einer von ihnen irgendwo Nachforschungen gefordert hätte, um hier den Ursprung nochmal zu untersuchen und ähnliche Unfälle zukünftig zu vermeiden.
Das 2021 ausgebrochene Ebola-Virus ist fast identisch zu einem 2014 verschwundenen. Es hätte in der Natur viele zusätzliche Mutationen ansammeln müssen. Höchstwahrscheinlich war es ein eingefrorenes Virus.
Und am WIV wird wohl aktuell an synthetischen Nipah- und MERS-viren gearbeitet, die bis zu 100x tödlicher sind als SARS-CoV-2. Woher wir das Wissen? Auch hier wurde wieder unsauber gearbeitet, einzelne Bausteine sind in anderen DNA-Proben aufgetaucht.
Solch potentiell immer sehr gefährliche Versuche finden auch in Deutschland statt.
9. Eine mögliche Lösung…
Das erste, was es hier braucht, ist eine objektive Aufarbeitung der Evidenz zum Ursprung von SARS-CoV-2 durch unabhängige Experten. Eine unabhängige internationale Kontrollorganisation ähnlich der IAEA, die dann begutachtet, ob ein Versuch auch die zum Teil enormen Risiken wert ist, könnte langfristig helfen, solche Katastrophen zu vermeiden. Diese könnte Transparenz schaffen und sicherstellen, dass überall adäquate Sicherheitsstandards angewendet werden, und nicht nochmal wie am WIV mit Fledermaus-Coronaviren auf Sicherheitsstufen experimentiert wird, wo nicht mal einfache Masken zwingend vorgeschrieben sind.
Ich bin kein Investigativjournalist, ich muss mich primär immer um meine hoch relevante Forschung kümmern, für die ich letztes Jahr mit meinem Team 2 Innovationspreise auf den Deutschen Biotechnologietagen gewonnen habe. Wir planen aktuell, unsere Plattform für sehr gezielt wirkende Therapeutika auch für bestimmte Formen von Long COVID und ME/CFS zu adaptieren. Auch wenn es also zur Zeit stark danach aussieht, dass sich eine weitere solche Katastrophe nicht durch eigentlich sehr einfache Maßnahmen verhindern lässt, besteht wenigstens Hoffnung, dass denjenigen, die noch immer unter Post COVID leiden, eines Tages besser geholfen werden kann.
Bezüglich der Vermeidung einer weiteren solchen Katastrophe lautet die Lösung, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, aktiv werden. Hinterfragen und überprüfen Sie gerne alle meine Aussagen.
Wünschen Sie eine wirkliche Untersuchung und erstmal einen Stopp von solch gefährlichen Experimenten? Unterzeichnen Sie diese Petition.
Schreiben Sie Ihren Abgeordneten. Oder Leserbriefe. Oder Reportern. Dem Ethikrat…
Leben ist kostbar und empfindlich.
Wenn wir das tödlicher machen von Krankheitserregern nicht beenden, könnte ein tödlicher gemachter Krankheitserreger nächstes mal Ihr Leben, oder das ihrer Liebsten, beenden.
Excellent summary Valentine, like the Baric "highly variable" line!
But Shi and Ben Hu's 2017 paper used Vero cells, which delete the furin cleavage site.
https://www.nature.com/articles/s41541-021-00346-z
Diese Abhandlung hat eine bemerkenswerte intellektuelle Breite, die Führung der Argumentation überzeugt mich. Ich rege allerdings an, dass die vielen Rechtschreibfehler korrigiert werden. Zudem wäre der Text ohne seine bildhaften (auch parteipolitischen) Vergleiche, die wie humoristische Einwürfe einen Eindruck der Befremdung entstehen lassen, leichter lesbar.